Pro von Elmar Redemann Die vermeintlich dritte Wahl ist immer noch eine gute. Denn André Breitenreiter ist der schweren Aufgabe beim FC Schalke 04 gewachsen. Wer es schafft, quasi aus dem Stand von Regionalliga-Niveau auf Bundesliga-Überlebenskampf umzuschalten, der hat auch das Zeug dazu, auf Schalke zu bestehen.
Zumal Breitenreiter die richtige Mischung mitbringt: Kompetent, aber nicht verkopft, bodenständig statt abgehoben, direkt, aber bestimmt nicht arrogant. Obendrein gilt er als einer, der aus 25 Individualisten ein verschworenes Kollektiv formen kann. Genau daran hat es den Königsblauen in der vorigen Spielzeit am meisten gemangelt, vom klugen Umgang mit vermeintlichen Stars ganz zu schweigen.
Die Erwartungen in Gelsenkirchen sind dabei schon längst nicht mehr so überkandidelt, dass Breitenreiter zum Scheitern verurteilt wäre. Im Gegenteil: er wird bei den Fans größeren Kredit genießen, als ein „Startrainer“, mit dem S04 erfolgreich sein „muss“. Zu guter Letzt ist Schalke für ihn auch persönlich eine große Chance. Dass Breitenreiter seine Aufgabe bei diesem verrückten Traditionsklub gut lösen will, ist eine Win-win-Situation für Coach und Verein.
So löst die Verpflichtung von Breitenreiter zwar keine Euphorie aus – der Neue kann aber sehr wohl jenen Realismus verkörpern, der Schalke nun gut zu Gesicht steht. Und Zuversicht wecken sowieso.
Contra von Heiko Buschmann Erst Wilmots, dann Weinzierl und jetzt Breitenreiter. Schon vor seiner offiziellen Vorstellung an diesem Montag muss André Breitenreiter damit klarkommen, nicht der Wunschkandidat des Vereins für den Trainerposten gewesen zu sein. Natürlich wird es Manager Horst Heldt nun geschickt anders verkaufen, aber der Paderborner ist nun mal dritte Wahl – genau wie übrigens Jens Keller vor zweieinhalb Jahren.
Der wurde von seinem ersten Arbeitstag an wie eine Sau durchs Dorf getrieben und hielt am Ende dann doch fast zwei Jahre durch, viel länger als der von Schalkes Führung für einen Welttrainer verkaufte Flop Roberto Di Matteo. Breitenreiter wird auf Schalke also die typische Mischung aus „Lasst den doch erst mal arbeiten“ und „Gewogen und für Schalke von vornherein als zu leicht befunden“ erwarten. Was ihm zu Gute kommt: Es ist noch nicht lange her, da hat er mit Paderborn in der Arena eine starke Visitenkarte abgegeben. Allerdings steht er wegen seiner in der Bundesliga nicht reifen Erfahrung und seinem noch kleinen Namen sofort unter größerem Druck als ein gestandener Bundesliga-Trainer.
Das Pokalerby in Duisburg dürfte daher für ihn schon zum Gradmesser werden. Verliert Schalke beim MSV, wird Breitenreiter, wie Keller, durch die Hölle gehen. Kann er den Verein aber befrieden, wie von Heldt erhofft, stehen ihm alle Türe offen.